Zwischen ahnungslos und hoffnungsvoll (Lesezeit ca. 5 min)
Genau festlegen konnte ich es nicht, ob meine Entscheidung mit dem Stoffwickeln anzufangen bewusst war oder sogar aus irgendwelchen definierten Gründen. Aber es war unvorstellbar für mich, dass mein Baby, das da mühevoll in meinem Bauch heranwuchs, nach der Geburt ausschließlich mit Einwegwindeln gewickelt werden sollte. Also war der Vorsatz: Ich wollte auch waschbare Textilwindeln verwenden, die an die zarte Babyhaut kommen.
Nun bestellte ich das erste Stoffwindelpaket. Das selbe System, mit dem auch ich als Baby gewickelt wurde. Man sagt ja auch: never change a running system. Geübt wurde mangels Puppe an einer Wasserflasche.. soweit so gut. Welche Probleme auf mich zukommen sollten, habe ich zu dem Zeitpunkt nicht geahnt. Und nein, es waren nicht solche Probleme, die dazu geführt hätten, dass ich mit dem Stoffwickeln aufhören wollte. Ganz im Gegenteil. Die Stoffwindeln wollte ich unbedingt beibehalten!
Sommer 2019
Unser Baby war geboren und am dritten Tag nach der Geburt durften wir nach Hause gehen. Bis dahin wickelten wir mit Einwegwindeln. Das hätte ich rückblickend wieder so gemacht. Für mich war beim ersten Kind einfach alles so neu und ungewohnt, dass ich mich nicht traute schon im Krankenhaus die erste Stoffwindel auszupacken. Aber solltest du zur mutigen Sorte gehören: feel free. Zugegeben, ich hatte ein wenig Angst, das Personal würde das nicht erlauben (totaler Irrglaube, denn Spoiler: bei meiner Zweiten Geburt hatte ich die komplette Stoffwindelausstattung mit dabei und die Hebammen haben es total gefeiert!).
Also waren wir zu Hause angekommen, die erste Nacht war mehr oder weniger gut überstanden und der Windelwechsel am Morgen stand uns bevor. Eine unsichere Mama und ein zugegeben skeptischer Papa standen also vor dem Wickeltisch. Es war klar, was jetzt kommen würde, aber ich fragte sicherheitshalber meinen Mann: "soll ich ihm jetzt eine Stoffwindel anziehen?" und er antwortete "na klar, jetzt sollten wir es schon mal ausprobieren". Noch unbeholfen versuchten wir alle zu verwendenden Teile der Windel ans Baby zu bringen und waren mit dem Ergebnis recht zufrieden. Trotz aller Skepsis überwiegte aber mit großer Gewissheit eines: das Gefühl einen kuschelweichen Stoff ums Baby zu wickeln, in dem es sich wohlig und angezogen fühlt, wie bei seiner restlichen Kleidung. Doch an dieser Stelle kam das vorhin besagte Problem.
Passt jede Hose über jede Windel?
Diese Frage konnte ich damals schon mit einem klaren "Nein" beantworten. Die zauberhafte Erstausstattung passte einfach nicht über die Stoffwindel. Der Bodie ging nicht zu und die Hose konnte nicht über die Windel gezogen werden, weil diese zu eng geschnitten war. Mir war nicht bewusst, dass das wichtige Punkte waren, die beim Stoffwickeln natürlich beachtet werden sollten. Eine kurze Internetrecherche später führte zu dem Ergebnis, dass man sogenannte Bodieverlängerungen verwenden und dem Baby "Pumphosen" anziehen sollte. Richtig, davon hatten wir mittlerweile einige geschenkt bekommen, von emsig nähenden Freunden und Verwanden.
Tatsächlich, die Hosen passten. Die Schnitte waren weit und die Muster wild. Für die Anfangszeit würde es das wohl tun, immerhin war es meinen Eltern früher auch egal, welche Musterkombinationen ich als Baby anhatte ;)
Nicht kaufen, nur Handmade
Mit größerem Baby und regelmäßigen Krabbelgruppen Besuchen fiel mir auf, dass andere Kinder oft super süß abgestimmte Outfits anhatten und die Eltern regelmäßig neue Kleidung einkauften. Für mich hatte das Shoppen für mein Baby nie einen großen Stellenwert. Ich wollte den Kleider Fußabdruck so klein wie möglich halten und kaufte deshalb vieles gebraucht. Einer Sache aber trauerte ich nach: ich wollte einfach eine möglichst neutrale, gut zu kombinierende, über die Stoffwindel passende Hose und fand sie nirgends. Bei jedem Kauf musste man Kompromisse eingehen: Die Hose größer kaufen und dafür die Beine umschlagen.. immer etwas schlacksig. Der Bauchbund nicht hoch genug.. die Windel wurde gequetscht und lief aus. Süße Latzhosen konnte man von vorne herein vergessen.. darin konnte sich ein Krabbel-/Lauflernkind überhaupt nicht gut bewegen. Wissenswert ist, dass eine Stoffwindel am Baby immer etwas voluminöser aussieht, als eine Einwegwindel (die übrigens dicker wird, wenn sie sich füllt, eine Stoffwindel bleibt gleich dick). Und eben dieses Volumen muss gut und bequem verpackt sein, damit die Stoffwindel technisch funktioniert und das Baby auch jede Bewegung beim Entdecken der Welt ausführen kann.
Handwerk bleibt Handwerk
Aus dieser Situation heraus war meine Idee geboren. Ich fing an eigene Designs und Schnitte zu zeichnen und Probe zu nähen. Nein, keine normalen Pumphosen mit wilden Mustern. Es sollte neutral und gut kombinierbar sein. Einfach Lieblingsteile, die das Stoffwickeln noch schöner machten und dabei alle Technischen Eigenschaften erfüllten, die es rund um die waschbare Windel brauchte.
Danke Social Media
Dazwischen lagen jetzt 3 Jahre, in denen ich mein zweites Kind bekam und die Idee sich festigte. Ich hing eine Ausbildung als Stoffwindelberaterin dran und wurde auf Instagram aktiv. Und eines Tages erzählte ich in der Story von meiner Idee für die Hosen, worauf sich eine Unternehmerin bei mir meldete, ob wir daraus nicht ein gemeinsames Projekt machen wollten.
Aus diesem kleinen Anstoß wurde die Marke pica pau. Und das alles, damit du nicht mehr weiter nach Kleidung suchen musst, die deinem Wickelkind passt.